Freiwillige Fabrikfeuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn in Soltau
Gegründet 1889
Die Freiwillige Fabrikfeuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn *1), Soltau, wurde am 05.04.1889 gegründet.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums richtete die Wehr 1914 den 5. Kreisfeuerwehrverbandstag im Kreis Soltau aus. Daher berichtete die Böhme-Zeitung in ihrer Berichterstattung über den Verbandstag auch über die Fabrikfeuerwehr. Nachfolgend stellen wir hier den betreffenden Auszug aus dem Text vor.
Nach dem großen Fabrikbrande im Jahre 1886 wurde von der Firma C. Breiding & Sohn eine Dampfspritze angeschafft, welche auch der Stadt zur Verfügung gestellt wurde. Die Dampfspritze arbeitet mit 8 Atm. Druck und schleudert bei 50 Meter Druckschlauch-Länge einen Strahl von 22 Millimeter Durchmesser 50 Meter weit und 40 Meter hoch. Die Spritze kann auch mit 2 Strahlrohen zugleich arbeiten und als Zubringer benutzt, schafft die Dampfspritze 800 Liter Wasser pro Minute auf große Entfernung.
Zur Bedienung der Dampfspritze wurde im Jahre 1889 eine freiwillige Fabrikfeuerwehr mit 15 Mitgliedern gegründet, von denen jetzt noch folgende 7 Mitglieder der Wehr angehören: Heinrich Wohlers, Heinrich Eickhoff, Carl Kowaschütz, Heinrich Carstens, Henning Mortensen, Fritz Heuer, Wilhelm Brinkmann.
Herr Paul Liebherr war von der Gründung bis zu seinem Tode, im Jahre 1912, Hauptmann der Wehr.
Die Wehr wurde nach und nach mit folgenden weiteren Geräten ausgerüstet: 1 kleine Abprotzspritze, 1 fahrbare Ausziehleiter 17 Meter Höhe, 1 Schlauchwagen mit 400 Meter Schlauch, 1 Mannschafts- und Gerätewagen.
Die Wehr zählt zur Zeit 50 Mitglieder und sind die Führer folgende:
- Theodor Westermann, Hauptmann,
- Martin Sietz, stellvertr. Hauptmann,
- Heinrich Eickhoff, Führer der Dampfspritze,
- Emil Bergmann, Führer der Abprotzspritze,
- Carl Kowaschütz, Führer der Steiger,
- Wilhelm v. Loh, Führer der Schlauchleger.
© Böhme-Zeitung, Soltau / KFV Heidekreis e. V.
*1) In den Fabriken der Firma Carl Breiding & Sohn wurden u. a. Filz und Bettfedern hergestellt bzw. verarbeitet.
Mitglieder der Freiwilligen Fabrikfeuerwehr waren Beschäftigte der Fabriken der Firma Breiding & Sohn, die in Soltau wohnten. Zweck der Wehr war es Brände in der Fabrik aber auch in der Stadt Soltau zu löschen. Sie war sowohl dem königlichen Landrat als auch dem Magistrat der Stadt Soltau unterstellt.
Am 31.05.1892 bekam sie ihre eigenen Statuten und Dienstvorschriften. Paul Liebherr,der Hauptmann der Wehr, legte sie am 16.06.1892 dem Landrat zur Genehmigung vor. Mit deren Genehmigung durch Landrat Heinichen am 22.06.1892 wurde die Fabrikfeuerwehr integrierender Theil des öffentlichen Feuerlöschwesens. Die Statuten wurden im August 1892 in der Böhme-Zeitung veröffentlicht. 1902 wurden die Statuten den Vorschriften der Polizei-Verordnung vom 27.09.1901 angepasst.
Ab 31.04.1902 führte die Wehr die Bezeichnung: „Freiwillige Feuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn, Soltau“. Aufgrund der neuen Polizeiverordnung verpflichtete sich die Wehr den Freiwilligen Feuerwehrdienst nach Maßgabe der Polizeiverordnung des königlichen Oberpräsidenten zu Hannover zu leisten.
1902 erfolgte die erneute Wahl von Hauptmann Paul Liebherr zum Führer der Wehr. Dieser wurde am 7. Mai 1902 durch den Landrat in seinem Amt bestätigt. Liebherr gehörte 1910 dem Gründungsvorstand des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau an.
Nachdem Paul Liebherr verstorben war, wurde am 7. Mai 1912 Theodor Westermann neuer Wehrführer.
Wie bereits erwähnt, feierte die Fabrikfeuerwehr 1914 ihr 25-jähriges Bestehen, das in Verbindung mit dem 5. Kreisfeuerwehrverbandstag in Soltau gefeiert wurde. In der Böhme-Zeitung wurde nicht nur über den Verbandstag, sondern auch über den am Vortage abgehaltenen Kommers zum Jubiläum der Freiwilligen Fabrikfeuerwehr Breiding & Sohn berichtet. Hier der Text des Zeitungsberichtes, soweit er sich mit dem Kommersabend befasst. Der komplette Bericht ist hier im Museum unter Kreisfeuerwehrveband Soltau 1914 zu finden.
25jährige Jubelfeier der Freiwilligen Feuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn, Soltau
Soltau, 26. Juli 1914
Auf dem im letzten Jahre in Munster abgehaltenen 4. Kreis-Feuerwehrverbandsfeste hatte sich die hiesige Fabrikfeuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn bereit erklärt, das diesjährige Verbandsfest für Soltau zu übernehmen, weil sie dann auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken könne. Dieser Entschluß wurde allseitig freudig aufgenommen und so konnte denn am Sonnabend und Sonntag hier ein Fest gefeiert werden, wie wir es seit langer Zeit so schön nicht mehr gesehen haben. Mann kann diese Anteilnahme des Publikums wohl verstehen, wenn man bedenkt, daß die Männer von der Feuerwehr ihre Kräfte in uneigennütziger Weise dem Wohle der Mitbürger zur Verfügung stellen.
Unser Ort hatte sich festlich geschmückt mit vielen flatternden Fahnen und frischem Grün an den Häusern. Manche Ehrenpforte und die vielen Guirlanden mit recht sinnigen Sprüchen legten davon Zeugnis ab, daß die Einwohner gewillt waren, unserer Jubelwehr und seinen herbeigeeilten Gästen ein freundliches Willkommen als Festgruß zu entbieten.
Eingeleitet wurde die Festlichkeit durch einen am Sonnabend Abend 8 Uhr im Hotel Stadt Bremen stattgefundenen, recht gut besuchten Festkommers, an dem auch Herr Landrat Dr. v. Rappard, Herr Geh. Kommerzienrat Carl Röders, Herr Fabrikant Ferd. Röders, Herr Bürgermeister Klapproth mit den beiden Ratsherrn, viele Ehrenmitglieder, Jubilare und sonstige Gäste der Wehren außer den Mitgliedern der beiden freiwilligen Feuerwehren teilnahmen. Besonderer Dank gebührt den Mitgliedern des Gesangvereins Feierabend sowie dem Turnverein für die am Abend gebotenen sehr guten gesanglichen wie turnerischen Leistungen.
Nach einleitenden Musikstücken unserer Stadtkapelle begrüßte der Hauptmann der Fabrikfeuerwehr, Herr Westermann, die Erschienenen, worauf Herr Landrat den 3 Jubilaren der Fabrikfeuerwehr, die der Wehr seit 25 Jahren angehören, (…), die von Sr. Majestät dem Kaiser gestifteten Ehren-Abzeichen überreichte. Den feierlichen Akt schloß Herr Landrat mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät, in welches begeistert eingestimmt wurde. Die Festteilnehmer sangen dann stehend die Kaiserhymne.
Der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr, Kamerad Wiegels, überreichte namens des Provinzial-Feuerwehrverbandes die von letzteren gestifteten Ehrenzeichen nebst eingerahmten Diplom (…)
Herr Geh. Kommerzienrat Röders widmete sein Hoch dem Blühen, Wachsen und Gedeihen der freiwilligen Feuerwehren, während Herr Bürgermeister Klapproth dem Jubel-Verein namens der Stadt und Einwohnerschaft seinen Glückwunsch aussprach und die Fabrikfeuerwehr hochleben ließ. Der Gesangverein Feierabend brachte unter Leitung des Herrn Lehrer Gehrke mehrere Lieder in vorzüglicher Weise zum Vortrag, sodaß mehrere Zugaben erfolgen mussten.
Der Vorsitzende der freiwilligen Feuerwehr, Kamerad Wiegels, übermittelte die Glückwünsche der freiwilligen Feuerwehr; sein Hoch galt der treuen Kameradschaft. Wie so oft stellte auch der hiesige Männerturnverein sein Können zur Verfügung; am Barren wurde hervorragend exakt geturnt und an Stühlen Gruppenstellungen in vorzüglicher Weise zur Schau gebracht. Die Solo-Gesangsvorträge des Herrn P. Meyerhoff „Storchenlied“ und „Schwalbenlied“, sowie der Vortrag des genannten Herrn mit Herrn Meyer „Die Jettebrucher Feuerwehr“ ernteten stürmischen Beifall.
Der stellvertretende Hauptmann der Fabrikfeuerwehr, Kamerad Sietz, gab dann zum Schlusse einen kurzen Bericht über die Entstehung, den Werdegang der Wehr und deren Teilnahme an den verschiedenen Bränden; (…)
Gemeinschaftliche Lieder und die Vorträge unserer Stadtkapelle verkürzten die Zeit, und so herrschte beim Kommers, der nur zu früh gegen 12 Uhr sein Ende erreichte, eine recht frohe Stimmung.
Danach ging es in dem Zeitungsartikel mit der Berichterstattung über den Kreisfeuerwehr-Verbandstag weiter.