Feuerwehr-Verband des Kreises Soltau

Im Jahre 1913

Aus dem Jahr 1913 befinden sich nur Dokumente aus den Monaten August und September in der Akte. Es beginnt mit einem Schreiben der Freiwilligen Feuerwehr Munster vom 15. August 1913, mit dem diese den Tag der Ausrichtung des 4. Feuerwehrtages in Munster vorschlägt. woraufhin die Einladung verschickt wird

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Munster, den 15. August 1913

Betrifft: Feuerwehrtag des Kreises Soltau in Munster                      

Auf Beschluß der Delegierten-Versammlung vom Jahre 1912 soll der diesjährige Feuerwehrtag unseres  Kreises in Munster abgehalten werden. 

Die freiwillige Feuerwehr Munster gestattet sich, den 21. September ds. Js. als Festtag in Vorschlag zu bringen und bittet den Herrn Verbands-Vorsitzenden, diesen Tag als solchen zu wählen und gütigst bestätigen zu wollen.

Gleichzeitig erlaubt sich die hiesige Feuerwehr die Bitte, um Angabe der evtl. schon festgesetzten  Tagesordnung, falls eine Benachrichtigung notwendig ist, und um gef. Einverständnis-Erklärung zu folgender 

Festordnung: 

1 Uhr   Empfang der auswärtigen

Feuerwehren vorm Fest-

lokal „Deutsches Haus“. 

1 ½ - 2 ½ Uhr  Schulübungen u. Manöver

 

Fortsetzung der Festordnung auf der 2. Seite

Im Original steht unten links die Adresse:

An den Vorsitzenden des Kreis-Feuerwehr-Verbandes Herrn Wiegels in Soltau  

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3 – 4 Uhr         Delegierten-Versamm-

lung im Lokale des

Kam. W. Winkelmann.

etwa 4 Uhr ab Festzug durch den Ort.

Aufstellung vorm Fest-

lokale „Deutsches Haus.“

Nach dem Festzug: Ball

in den Sälen der Kameraden

W. Winkelmann u. E. Böttcher.

 

Das Kommando der freiwilligen

Feuerwehr Munster

 

Vorsitzender Wiegels war mit dem Termin einverstanden und verschickte daraufhin die Einladungen zur Verbandsversammlung. Das Einladungsschreiben enthält handschriftliche Ergänzung, aus denen ersichtlich ist, dass Heinrich Wiegels dieses Schreibens als Vorlage für die Einladung ein Jahr später – 1914 – verwendet hat.

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Daraufhin erhielt er am 31. August 1913 den nachfolgenden Brief aus Munster, den er einen Tag später beantwortete.

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31/8. 13                                   Munster (Lager), den 30. August 1913

R 1/9.              An den Vorsitzenden des Kreis-Feuerwehr-Verbandes  

Herrn Wiegels Hochwohlgeboren 

Soltau

Sehr geehrter Herr Wiegel! Im Namen der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr erlaube ich mir die Anfrage, ob außer Soltau (freiwillige Feuerwehr u. Fabrik-Feuerwehr), Schneverdingen, Heber, Hützel, Bispingen noch anderweitige 

Feuerwehren 

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Feuerwehren zum Verbande beigetreten sind. Es wurde in der hiesigen Wehr davon gesprochen, daß auch  Neuenkirchen jetzt eine freiwillige Feuerwehr gegründet habe und gewillt wäre, dem Verbande anzugehören.  

Gleichzeitig bitte ich um gef. Mitteilung, ob nicht zum Verbande gehörende und außerhalb des Kreises  liegende freiwillige Feuerwehren, wie Amelinghausen, Eimke, Hermannsburg, von hier aus eingeladen  werden dürfen. Es erwähnte ein Mitglied des hiesigen Kommandos, der Herr Landrat wünschte es nicht, daß zum Verbande fernstehende Feuerwehren zu den Feuerwehrtagen eingeladen werden. Diese Angelegenheit wäre im vorigen Jahre in Bispingen erwähnt 

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worden. Da aber hier etwas Presitives (= Genaues) nicht festzustellen ist, wird um gütige Benachrichtigung und Verhaltungsmaßnahmen gebeten. 

Im Voraus bestens dankend, zeichnet  

                                    Hochachtungsvoll

                                    E. Böttcher

                                    Hauptmann der freiwilligen

                                    Feuerwehr Munster

 

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Bereits mit Schreiben vom 15. September 1913 beantragte die Freiwillige Feuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn in Soltau, beim Vorsitzenden:

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Soltau, 15/9. 1913

 An

den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehr-Verbandes Soltau

Herrn H. Wiegels

 

 Antrag der freiwilligen Feuerwehr der Firma C. Breiding & Sohn

Soltau:

            Der Verbandstag wolle beschließen, den KreisfeuerWehrverbandstag für 1914 aus Anlaß des 25 jährigen Bestehens der unterzeichneten Wehr zu übertragen.  

Freiwillige-Feuerwehr 

der Firma  Carl Breiding & Sohn in Soltau 

Westermann

 

Am Sonntag, den 21. September 1913, fand der Kreisfeuerwehrverbandstag 1913 in Munster statt. Der uns vorliegende Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehr Munster enthält folgende Erläuterungen:

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Übungsplan der freiwilligen Feuerwehr

Munster, 21. September

1913

 

Erläuterung:

Windrichtung: Osten

Der Schuppen „B“ brennt. Bei Eintreffen der Feuerwehr hat auch das Haus „A“ Feuer gefasst u. zus. ist dasselbe schon so weit fortgeschritten, daß ein Passieren des Treppenhauses unmöglich ist. Um die in dem  Hause in den oberen Räumen befindlichen Personen zu retten, muß das Steigerkorps infolgedessen von der Westseite aus eingreifen. Nach energischem Arbeiten und kräftigem Wassergeben gelingt es, das Feuer im Hause „A“ und an der Giebelseite zu halten.  

Plötzliche Änderung der Windrichtung: Westen, wodurch das Haus „C“ in Gefahr kommt. Eine 2. Schlauchleitung wird nach dem letztgenannten Hause gelegt und dieses ebenfalls naß gehalten. 

Nach einiger Zeit ist der Schuppen „B“, welcher nicht mehr zu retten war, heruntergebrannt und jegliche Gefahr beseitigt. 

Auf der Rückseite dieses Planes hat sich Vorsitzender Wiegels wieder Anmerkungen und Beurteilungen zur Übung notiert, die wir nur im Originaltext zeigen.

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Der Verlauf der Delegiertenversammlung wurde im Protokollbuch festgehalten.

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Über dem Verbandstag in Munster sind zwei Zeitungsausschnitte in Heinrich Wiegels Akte vorhanden. Einer aus der Böhme-Zeitung und der andere aus den Soltauer Nachrichten, die damals noch getrennt herausgegeben wurden.

© Böhme-Zeitung, Soltau/ KFV Heidekreis

Nach den Original-Ausschnitten sind Textauszüge aus der Böhme-Zeitung und den Soltauer Nachrichten vom 23. September 1913 wiedergegeben.

© Böhme-Zeitung, Soltau / KFV Heidekreis
© Böhme-Zeitung, Soltau/ KFV Heidekreis

4. Kreis-Feuerwehr-Verbandsfest in Munster am 21. September 1913

                                                                       Munster, 22. September.

Kreisfeuerwehrfest. Unser jetzt so ruhiger Ort, durch dessen Straßen man kaum ein paar Soldaten des Arbeitskommandos schlendern sieht, bot gestern ein buntes Bild. Galt es doch das Feuerwehrfest des Kreises Soltau zu feiern. Nach langen Uebungen sollte gestern der Lohn, die Anerkennung für treue Arbeit eingeheimst werden. Auch der Ort hatte ein Sonntagskleid angelegt: Fahnen wehten im Winde, in den Straßen waren Ehrenpforten errichtet. –  

Um 12,50 kamen die auswärtige Gäste mit dem Zug an. Sie wurden unter Vorantritt der Musik nach dem Versammlungslokale geleitet, wo sie sich eine Weile von den mehr oder minder großen Anstrengungen der Reise erholen konnten. Von auswärtigen Wehren waren gekommen: die von Soltau, Freiwillige und Breidingsche Fabrikfeuerwehr, Schneverdingen, Bispingen, Neuenkirchen, Hützel und Heber. Gegen 2 Uhr ging nun das Fest an. Es wurde zuerst auf dem Platze hinter dem Kirchhof exerziert. Nach diesen Uebungen sollte eine praktische Aufgabe gelöst werden. Es wurde angenommen, das Haus des Tischler Brabant stünde in Flammen. Kaum war der Feueralarm ertönt, als schon alles nach dem Spritzenhause eilte, um von dort die zur Bekämpfung des Feuers nötigen Geräte zu holen. Es dauerte nicht lange, da gingen große Mengen Wasser über das „brennende“ Häuschen hinweg, während die im Hause befindlichen Personen in Gestalt von ausgestopften Puppen durch die Fenster gerettet wurden. – Nachdem auch diese Uebung beendet war, trat für die meisten Feuerwehrleute eine Pause ein. Es fand die Delegiertenversammlung statt, die an der Vorführung Kritik übte. 

In der Delegierten-Versammlung, welche vom Vorsitzenden (…) um 3 ½ Uhr eröffnet wurde, waren 22 Delegierte und 14 Kommando-Mitglieder von 7 Wehren unseres Kreises vertreten. Es sind dieses die Freiwillige Feuerwehr von Soltau, 118 Mitglieder, Fabrik-Feuerwehr Soltau, 51 Mitgl., Feuerwehr Munster, 53 Mitgl., Feuerwehr Schneverdingen, 64 Mitgl., Feuerwehr Heber 45 Mitgl., Feuerwehr Bispingen, 35 Mitgl., Feuerwehr Hützel, 20 Mitglieder. 

Der Vorsitzende konnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß sich jetzt kürzlich auch in Neuenkirchen eine freiwillige Feuerwehr gebildet habe unter der Leitung von Herrn Euhus – Neuenkirchen. Hoffentlich kommen nun auch bald die Orte Wietzendorf und Tewel dem Beispiel Neuenkirchens nach. Nach dem Bericht des Vorsitzenden sind im letzten Berichtsjahr 1912 im Provinzial-Verbande 933 Brände, darunter im Bezirke Lüneburg 144, vorgekommen. Diese große Zahl sollte dazu anspornen, uns immer mehr in der Bekämpfung des Feuers zu vervollkommnen. 

(…) Im letzten Berichtsjahre hat die Wehr in Schneverdingen einen Brand zu löschen gehabt, die Wehr in Heber 2 Brände, die Wehren in Soltau 3 Brände und die Wehr in Hützel 1 Brand.

Der Vorsitzende teilt des Weiteren dann mit, ihm sei in seiner Eigenschaft als Kreis-Brandmeister aufgefallen, daß das Schlauchmaterial nicht immer so behandelt würde, wie dies eigentlich sein sollte. Die Schläuche sollen nach dem Gebrauche innen und auch außen gewaschen werden, auch dürfen die Schläuche nicht in der Sonne getrocknet werden, weil sie hierdurch leicht platzen können. Die Aufbewahrung der Schläuche lasse auch in machen Spritzenhäusern zu wünschen übrig.     (…)    

Die Beurteilung der von der Feuerwehr in Munster vorgeführten Schul-Uebung wurde dahin zusammengefasst, daß der Wehr das Prädikat „gut“ mit vollem Recht zuerkannt wurde.     (…)  

Die nicht an der Delegiertenversammlung Beteiligten hatten sich inzwischen für die bevorstehenden Strapazen gestärkt. 4 Uhr 20 Min. ertönten Signale, welche die Leute zum Festzuge zusammenriefen. Leider hatte die Feuerwehr nicht so schönes Wetter, wie im vorigen Jahr die Kriegervereine, denn während im vorigen Jahr der Regen einsetzte, als der Festzug eben beim Deutschen Haus endete, fing er in diesem Jahre an, als sich der Festzug eben in Bewegung setzte. Punkt ½ 5 Uhr zog man vom Deutschen Haus ab die Dethlinger Straße lang bis ans Ende des Ortes, dann zurück an der Mühle vorbei und nach Kohlenbisse zu, auch bis ans Ende vom Ort, dann die Bahnhofstraße entlang, hinüber nach dem Lager und die Lagerstraße zurück. Als der Zug wieder am Deutschen Hause ankam, hörte auch der Regen auf. Beim Deutschen Hause war ein Karussell aufgestellt, auf dem sich Groß und Klein trefflich amüsierte. 

Nach dem Festzug begann der Ball im Deutschen Haus und in Winkelmanns Gasthof. Abends um 8 Uhr 20 Minuten ertönten wieder Signale. Die auswärtigen Gäste sollten wieder nach der Bahn geleitet werden. ½ 9 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und als er die Mühlbrücke passierte, wurde am Mühlenteich ein Feuerwerk abgebrannt. Unter den lustigen Klängen eines Marsches und unter lautem Hurrarufen verließen die Gäste den Ort. Nachdem die Musik vom Bahnhofe zurückgekehrt war, wurde der Ball fortgesetzt, der die Teilnehmer bis lange nach Mitternacht zusammen hielt. 

 

Aus dem etwas kürzeren Artikel in den Soltauer Nachrichten gehen noch einige Ergänzungen hervor: 

Von herrlichem Wetter begünstigt feierte gestern die Freiwillige Feuerwehr des Kreises Soltau das 4. Kreisfeuerwehrfest in Munster. Der Ort Munster war durch Girlanden und Fahnen prächtig geschmückt. Einen ganz besonderen Eindruck machte die in dem Mühlenteiche angelegte Liebesinsel. (…)  

Leider setzte ein gewaltiger Regen ein und drohte die Feststimmung zu beeinträchtigen, doch wurde dieselbe, nachdem die Wolken sich wieder gelichtet, um so gehobener, als die Musik zum Tanze in den Sälen von Winkelmann und Böttcher aufspielten und viel zu früh kam für alle Teilnehmer die Scheidestunde. Als die fremden Gäste zur Bahn marschierten, wurde auf der Liebes-Insel zur Ehrung der Fremden ein Feuerwerk abgebrannt, welches auf alle einen mächtigen Eindruck machte. Möge der Feuerwehrtag in Munster dazu dienen, bei allen den Wahlspruch der Feuerwehr recht lebendig zu machen: „Gott zur Ehr`, dem Nächsten zur Wehr“. 

 

Weitere Dokumente aus dem Jahr 1913 liegen uns nicht vor. 

Feuerwehr-Verband des Kreises Soltaui

Im Jahre 1914

Am 1. August 1914 begann der 1. Weltkrieg. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich aus diesem Jahr nur wenige Dokumente in Heinrich Wiegels Akte befinden.

Die Ausrichtung des 5. Kreisfeuerwehrtages war im letzten Jahr auf der Verbandsversammlung der Fabrik-Feuerwehr Carl Breiding & Sohn aus Anlass ihres 25-jährigen Jubiläums zugesprochen worden. Als Einladung zum Kreisfeuerwehrtag liegt uns nur die von Heinrich Wiegels als Vorlage für 1914 verwendete Einladung aus dem Vorjahr 1913 vor. Daraus entnehmen wir, dass der Kreisfeuerwehrtag am 26. Juli 1914 – also nur wenige Tage vor Ausbruch des 1. Weltkrieges - in Soltau stattgefunden hat. Auf dem Zettel mit der Tagesordnung hat sich Wiegels ein paar Notizen gemacht.

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Nach dem Übungsplan waren die beiden Soltauer Freiwilligen Feuerwehren an der als Manöver bezeichneten Übung beteiligt. Da die Erläuterungen diesmal mit Schreibmaschine geschrieben wurden, sind sie für uns heute noch gut lesbar. Schlecht zu erkennen, da bereits stark verblasst, ist dagegen der handgezeichnete Stadtplan vom Übungsgebiet in Soltau. Die Übung fand in der Scheiben-Straße statt, so dass die „betroffenen“ Häuser Nr. 7 und Nr. 9 in der Zeichnung hervorgehoben sind. Außerdem ist die Lage der Waldmühle an der Böhme-Brücke eingezeichnet, was auf dem vergrößerten Ausschnitt etwas besser zu erkennen ist.

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Die unter der Zeichung auf dem Blatt in der Mitte in der unteren Hälfte zu erkennenden Notizen hat Heinrich  Wiegels erst sechs Jahre später – im Sommer 1920 – also nach Ende des 1. Weltkrieges gemacht. Es handelt sich dabei nämlich um einen Hinweis, wann im Sommer 1920 der 6. Kreisfeuerwehrtag im Kreis Soltau abgehalten werden soll.

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Von der Verbandsversammlung 1914 liegen uns das Protokoll und die Zeitungsartikel vor.

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Hier das Protokoll in Schreibmaschinenschrift:

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In der Böhme-Zeitung wurde nicht nur über den Verbandstag, sondern auch über den am Vortage abgehaltenen Kommers zum Jubiläum der Freiwilligen Fabrikfeuerwehr Breiding & Sohn berichtet. Die Freiwillige Fabrikfeuerwehr gibt es heute nicht mehr, sie gehört aber zu den Gründungsmitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau. Anhand dieses Berichtes in der Böhme-Zeitung können wir nachvollziehen, in welchem Rahmen derartige Kommersabende damals abehalten wurden.

Der Zeitungsberichts wird anschließend in wesentlichen Auszügen noch einmal vorgestellt.

© Böhme-Zeitung, Soltau / KFV Heidekreis e. V.
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5. Kreis-Feuerwehr-Verbandsfest.

25jährige Jubelfeier der Freiwilligen Feuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn, Soltau 

Soltau, 26. Juli 1914

Auf dem im letzten Jahre in Munster abgehaltenen 4. Kreis-Feuerwehrverbandsfeste hatte sich die hiesige Fabrikfeuerwehr der Firma Carl Breiding & Sohn bereit erklärt, das diesjährige Verbandsfest für Soltau zu übernehmen, weil sie dann auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken könne. Dieser Entschluß wurde allseitig freudig aufgenommen und so konnte denn am Sonnabend und Sonntag hier ein Fest gefeiert werden, wie wir es seit langer Zeit so schön nicht mehr gesehen haben. Mann kann diese Anteilnahme des Publikums wohl verstehen, wenn man bedenkt, daß die Männer von der Feuerwehr ihre Kräfte in uneigennütziger Weise dem Wohle der Mitbürger zur Verfügung stellen. 

Unser Ort hatte sich festlich geschmückt mit vielen flatternden Fahnen und frischem Grün an den Häusern. Manche Ehrenpforte und die vielen Guirlanden mit recht sinnigen Sprüchen legten davon Zeugnis ab, daß die Einwohner gewillt waren, unserer Jubelwehr und seinen herbeigeeilten Gästen ein freundliches Willkommen als Festgruß zu entbieten. 

Eingeleitet wurde die Festlichkeit durch einen am Sonnabend Abend 8 Uhr im Hotel Stadt Bremen stattgefundenen, recht gut besuchten Festkommers, an dem auch Herr Landrat Dr. v. Rappard, Herr Geh. Kommerzienrat Carl Röders, Herr Fabrikant Ferd. Röders, Herr Bürgermeister Klapproth mit den beiden Ratsherrn, viele Ehrenmitglieder, Jubilare und sonstige Gäste der Wehren außer den Mitgliedern der beiden freiwilligen Feuerwehren teilnahmen. Besonderer Dank gebührt den Mitgliedern des Gesangvereins Feierabend sowie dem Turnverein für die am Abend gebotenen sehr guten gesanglichen wie turnerischen Leistungen. 

Nach einleitenden Musikstücken unserer Stadtkapelle begrüßte der Hauptmann der Fabrikfeuerwehr, Herr Westermann, die Erschienenen, worauf Herr Landrat den 3 Jubilaren der Fabrikfeuerwehr, die der Wehr seit 25 Jahren angehören, (…), die von Sr. Majestät dem Kaiser gestifteten Ehren-Abzeichen überreichte. Den feierlichen Akt schloß Herr Landrat mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät, in welches begeistert eingestimmt wurde. Die Festteilnehmer sangen dann stehend die Kaiserhymne. 

Der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr, Kamerad Wiegels, überreichte namens des Provinzial-Feuerwehrverbandes die von letzteren gestifteten Ehrenzeichen nebst eingerahmten Diplom (…) 

Herr Geh. Kommerzienrat Röders widmete sein Hoch dem Blühen, Wachsen und Gedeihen der freiwilligen Feuerwehren, während Herr Bürgermeister Klapproth dem Jubel-Verein namens der Stadt und Einwohnerschaft seinen Glückwunsch aussprach und die Fabrikfeuerwehr hochleben ließ. Der Gesangverein Feierabend brachte unter Leitung des Herrn Lehrer Gehrke mehrere Lieder in vorzüglicher Weise zum Vortrag, sodaß mehrere Zugaben erfolgen mussten. 

Der Vorsitzende der freiwilligen Feuerwehr, Kamerad Wiegels, übermittelte die Glückwünsche der freiwilligen Feuerwehr; sein Hoch galt der treuen Kameradschaft. Wie so oft stellte auch der hiesige Männerturnverein sein Können zur Verfügung; am Barren wurde hervorragend exakt geturnt und an Stühlen Gruppenstellungen in vorzüglicher Weise zur Schau gebracht. Die Solo-Gesangsvorträge des Herrn P. Meyerhoff „Storchenlied“ und „Schwalbenlied“, sowie der Vortrag des genannten Herrn mit Herrn Meyer „Die Jettebrucher Feuerwehr“ ernteten stürmischen Beifall. 

Der stellvertretende Hauptmann der Fabrikfeuerwehr, Kamerad Sietz, gab dann zum Schlusse einen kurzen Bericht über die Entstehung, den Werdegang der Wehr und deren Teilnahme an den verschiedenen Bränden; (…)  

Gemeinschaftliche Lieder und die Vorträge unserer Stadtkapelle verkürzten die Zeit, und so herrschte beim Kommers, der nur zu früh gegen 12 Uhr sein Ende erreichte, eine recht frohe Stimmung. 

Danach ging der Verfasser des Zeitungsartikels auf den eigentlichen Verbandstag ein:

Im Laufe des Sonntag-Morgen und –Mittag trafen Abordnungen der verschiedenen Wehren unserer Kreises hier ein und wurden vom festgebenden Verein begrüßt. Um 1 ¼ Uhr fanden seitens der Fabrikfeuerwehr auf dem Schützenplatze Marschübungen und dann Uebungen an den Geräten statt, welche alle gut gelangen. Bald ertönte Feueralarm und schnell rückten die Fabrikfeuerwehr und auch die freiwillige Feuerwehr zum Manöver an dem Hause Nr. 7 in der Scheibenstraße ab. Diese Uebung ging flott von statten. 5 Minuten vor 2 Uhr kam das Signal und um 2 ½ Uhr, nachdem noch schnell ein Gewitterschauer eingesetzt hatte, konnten die Geräte wieder eingestellt werden. 

Um 3 Uhr begann dann die Tagung des 5. Kreis-Feuerwehrfestes. Vertreten waren die 8 Feuerwehren unseres Kreises, nämlich die von Soltau, Schneverdingen, Heber, Munster, Bispingen, Hützel und Neuenkirchen durch 40 Stimmen. Die Verhandlungen leitete der Vorsitzende des Kreisverbandes, Hauptmann Wiegels. Derselbe begrüßte die Anwesenden und namentlich auch den erschienen Herrn Landrat Dr. v. Rappard und Bürgermeister Klapproth. Letzterer begrüßte dann die Gäste und hieß sie namens der Stadt aufs herzlichste willkommen. (…) 

Hauptmann Wiegels erstattete daraufhin den Jahresbericht, dem wir entnehmen, daß dem Kreisverbande am Schlusse des Geschäftsjahres nunmehr 8 Feuerwehren, Neuenkirchen war neu hinzugekommen, angehören mit 453 Mitgliedern gegen 386 Mitglieder im Jahre 1913. Recht erfreulich war ein derartiger Zuwachs, der Vorsitzende sprach aber die Hoffnung aus, daß vielleicht auch noch in den Orten Wietzendorf, Tewel und Wolterdingen freiwillige Feuerwehren sich bilden möchten. Dem vom Vorsitzenden eingebrachten Antrag, der Kreisverband wolle sich später dem neu zu gründenden Regierungsbezirks-Feuerwehr-Verbande anschließen, wurde gegen die Stimmen von Bispingen und Hützel angenommen. Vom Provinzial-Feuerwehr-Verbande war ein Schreiben eingegangen, wonach die Mitglieder gebeten werden, ihre Feuer-Versicherungen möglichst auch bei der Landschaftlichen Brandkasse zu nehmen, da letztere recht hohe Prämien für Feuerlöschhülfe gewähre. (…) 

Bei den feuertechnischen Fragen teilte der Vorsitzende mit, daß vom Kreisarzte der Wunsch ausgesprochen sei, die Wiederbelebungsversuche in eintretenden Fällen möglichst lange fortzusetzen, manchmal sei es noch nach mehreren Stunden geglückt, ein Menschenleben zu retten. Vom Provinzial-Verbande sind neue Vorschriften und Verhaltensmaßregeln bei Rettungsversuchen herausgegeben und empfiehlt der Vorsitzende dringend deren Befolgung zur Verhütung von Unfällen. (…) 

Der Vorsitzende der Schneverdinger Feuerwehr, Kamerad Ropeter verlas darauf die Kritik über die Uebungen und Manöver und konnte feststellen, daß dieselben bis auf einige kleinere Mängel zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen seien. (Bemängelt wurde auch das Schlauchmaterial der freiwilligen Feuerwehr). (…) Nachdem die Tagesordnung erledigt war, wurde die Sitzung mit einem Hoch auf unseren Kaiser geschlossen. 

Gegen 5 Uhr rangierten sich die Vereine zu einem Festzuge durch die geschmückten Straßen unseres Ortes. An dem Festzuge nahmen etwa 230 Feuerwehrleute aus den 8 Wehren unseres Kreises teil. Gegen 6 Uhr löste sich der Festzug auf dem Schützenplatze wieder auf und wurde nun in der Turnhalle mit dem Festball begonnen, der die zahlreichen Teilnehmer in schönster Harmonie noch mehrere Stunden beisammen hielt. 

Im Bericht der Böhme-Zeitung steht, dass als Vorort (= ausrichtender Ort) des Verbandstages 1915 Hützel gewählt wurde. Doch zu diesem Treffen kam es nicht mehr, denn – wie bereits erwähnt – begann nur knapp eine Woche nach dem Fest in Soltau – am 01. August 1914 – der 1. Weltkrieg.

 

 

 

 

 

In den Kriegsjahren 1915 bis 1918 und auch im darauf folgenden Jahr 1919 fanden keine Feuerwehrtage statt. Auch sonst schien das Verbandsgeschehen weitestgehend zu ruhen, denn – von einer Ausnahme abgesehen – sind in Heinrich Wiegels Akte keine Dokumente aus diesen Jahren vorhanden.

Lediglich ein Schreiben der Firma Louis Tidow aus Hannover vom 16. Juli 1918 befindet sich noch darin. Und da war der Krieg schon fast zu Ende.

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© Böhme-Zeitung, Soltau / KFV Heidekreis

Zu einem Kreisfeuerwehrtag sahen sich die Kameraden – sofern sie den Krieg überlebten - erst am 08. August 1920 in Schneverdingen wieder.

Die Geschichte des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau zwischen 1920 und 1933 setzen wir im Saal 2 unseres Museums fort.

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