Feuerwehr-Verband des Kreises Soltau
Im Jahre 1912
Beim ersten uns heute noch vorliegenden Dokument aus den Jahr 1912, das in den Unterlagen des Vorsitzenden Heinrich Wiegels noch vorhanden ist, handelt es sich um einen Brief des Vorstandes der Freiwilligen Feuerwehr Bispingen vom 22. April, in dem es um die Vorbereitung des 3. Kreisfeuerwehrtages geht.
© KFV Heidekreis e. V.
Bispingen, d. 22. April 1912
An den Vorsitzenden des Feuerwehrverbandes für den Kreis Soltau
Herrn Wiegels Soltau
Die unterzeichnete Feuerwehr erlaubt sich dem Herrn Verbandsvorsitzenden ergebenst anzuzeigen, daß diesjährige Verbandsfeuerwehrfest am 12. Mai d. J. hierselbst abzuhalten.
Wir bitten den Herrn Vorsitzenden die anbeiliegende Festordnung zu genehmigen auf daß Wir die Einladungen aussenden können.
Freiwillige Feuerwehr
Bispingen
Der Vorstand
H. Beeken
© KFV Heidekreis e. V.
Festordnung
für das dritte Kreisverbandsfeuerwehrfest
zu Bispingen am 12. Mai 1912
12 Uhr Empfang der Gäste
vorm Festlokal „Otto
Schlüters Gasthof“
Bispingen.
1 – 2 Uhr Schulübung und Manöver.
2 ½ - 3 ½ Uhr Delegiertenversammlung
4 Uhr Festzug durch den Ort.
Aufstellung beim Fest-
lokal
Nach dem Festzuge Ball.
Freiwillige Feuerwehr
Bispingen
Der Vorstand:
H. Beeken
Da Heinrich Wiegels auch der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Soltau war, befindet sich zwischen seinen Unterlagen auch noch ein Dokument, in dem sich die Kameraden der FF Soltau eingetragen haben, die am Kreisfeuerwehrtag in Bispingen teilnahmen. Darauf ist zu lesen:
Freiwillige Feuerwehr, Soltau
Am Sonntag, den 12. Mai findet in Bispingen das diesjährige Kreisverbandsfest statt, diejenigen Kameraden, die daran Teilnehmen wünschen und auf einen Wagenplatz reflektiren, wollen sich hierunter einzeichnen.
Abfahrt präcise 11 Uhr vom Hotel Stadt Bremen hier.
Der Hauptmann
Wiegels
Es folgen die Unterschriften der Kameraden, die sich gemeldet haben.
© KFV Heidekreis e. V.
Der Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehr Bispingen für das Manöver am 12.05.1912 sieht so aus und enthält folgende Erläuterungen:
Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehr Bispingen am 12. 5. 12
Erläuterung
Es wird angenommen bei scharfen Nord-West Winde brennt das Witwern Wegener´sche Haus. Durch starkes Flugfeuer ist das Rieckmannsche Nebengebäude in Gefahr. Es wird zuerst von Steigermannschaften mit Feuerlöschern bewacht. Doch gelingt es nicht das Gebäude zu halten und die Wehr muß daher auch hier sofort Wasser geben, was auch, da das Wegener´sche Haus mittlerweile niedergebrannt ist, sofort geschieht und es gelingt nach kurzer Zeit das Feuer zu löschen.
Die Beschriftung der Straßen und Objekte in der Zeichnung von links oben nach rechts unten:
Straße nach Munster
Kirche Nach Soltau Schlüters Gasthof Windrichtung
Wittwe Wegener N (Norden)
Rieckmanns Gasthof Schlauchleitung Schlauchleitung
Nebengebäude
Spritze Anlege Stelle Nach Borstel
Wasser Nach Hützel
Auf der Rückseite des von Heinrich Wiegels benutzen Übungsplanes (unten) hat er sich Notizen für die spätere Kritik der Übung gemacht, die für uns heute nur sehr schlecht lesbar sind. Wir zeigen diese hier nur im Original. In der Verbandsversammlung wurde die Übung vom Gesamt-Vorstand mit exakt und gut bezeichnet und der Wunsch ausgesprochen, daß die Wehr auf der erreichten Höhe bleiben möge.
© KFV Heidekreis e. V.
Über den Verbandstag in Bispingen stand am nächsten Tag in der Böhme-Zeitung:
Der 3. Feuerwehr-Verbandstag in Bispingen fand gestern unter reger Beteiligung sämtlicher Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Soltau statt. Nach Empfang der auswärtigen Gäste im Gasthaus Schlüter begann um 1 ½ Uhr eine Schulübung und daran anschließend ein praktisches Manöver. Alles *) wurde exakt ausgeführt, und bewies die Wehr, daß sie der gestellten Aufgabe auch im Ernstfalle voll und ganz gerecht werden würde und die Bispinger können auf ihre Wehr stolz sein.
Den hierauf in der Delegierten-Versammlung stattgefundenen Verhandlungen entnehmen wir folgendes: Es sind vertreten die Wehren von Soltau (Freiw. und Fabrikfeuerwehr), Schneverdingen, Heber, Bispingen, Munster und Hützel. Namens des Vorstandes begrüßte der Verbands-Vorsitzende Herr Hauptmann Wiegels –Soltau die Delegierten, den Herrn Landrat und die Vertreter der Gemeinden Bispingen und Schneverdingen. Hierauf wurde das Protokoll des letzten Verbandstages in Heber verlesen und genehmigt. Die Mitgliederzahl von 388 hat sich nicht verändert. Herr Hauptmann Wiegels sprach sein Bedauern darüber aus, daß in den großen Gemeinden Wietzendorf und Neuenkirchen und ebenfalls in Tewel keine freiw. Feuerwehr geschaffen werden konnte. Im allgemeinen hänge es vielleicht damit zusammen, daß glücklicherweise nicht viele Brände in unserem Kreise vorkämen, aber man solle nicht erst warten, bis es zu spät sei, sondern vorbeugen.
(…) Zu Punkt 5 der Tagesordnung „Besprechung feuertechnischer Fragen“ erklärte Herr Hauptmann Wiegels: Die Anschaffung der Normal-Kuppelstücke sei jetzt von allen freiw. Feuerwehren erfolgt, es wäre zu wünschen, daß sich auch die Pflichtfeuerwehren diese Stücke anschafften, denn erst dann sei der volle Erfolg da. Von allen Wehren müsse auch auf eine gute Erhaltung der Geräte gesehen werden, um jederzeit bereit zu sein. Ferner empfahl er die Anschaffung von Schlauchpflastern und gab auf Grund eines Artikels in der Feuerwehrzeitung einige belehrende Anweisungen für Rohrführer.
(…) Zum Schluß der Versammlung dankte Herr Hauptmann Wiegels der Gemeinde und der Freiw. Feuerwehr Bispingen für die freundliche Einladung, (…) und wünschte der Wehr stetes Blühen, Wachsen und Gedeihen. Dies wurde durch ein Hoch auf diese Wehr bekräftigt. Der Hauptmann der Bispinger Freiw. Feuerwehr dankte hierfür und brachte ein Hoch auf die auswärtigen Wehren aus. Hierauf nahm man vor dem Schlüter´schen hen Gasthause Aufstellung und machte einen Festzug durch den mit vielen Ehrenpforten geschmückten Ort. Ein flotter Tanz im Schlüter´schen Saale beschloß den sehr gut verlaufenen 3. Verbandstag.
Auf der Rückfahrt von Bispingen um 9 Uhr hatte die Soltauer Feuerwehr noch Gelegenheit einen kleinen Heidebrand zu löschen. Es brannte ca. 150 Meter von der Chaussee entfernt gehauene Heide in der Klosterforst. Jedenfalls ist dieser Brand durch Blitzschlag entstanden.
Wiedergegebener Text in Auszügen, der vollständige Text im Original daneben.
© Böhme-Zeitung Soltau / KFV Soltau
Wer im Original genau hinschaut, erkennt, dass Heinrich Wiegels im 3. Satz das erste Wort „Alles“ unterstrichen und auf seine Randbemerkung verwiesen hat. Dort notierte er zum Wort „Alles“ = „na na“.
Dieser Zeitungsbericht vom 13. Mai ist als letztes Dokument aus dem Jahr 1912 in der Akte vorhanden, die nun mit dem Jahr 1913 weiter geht.