Kreisfeuerwehr-Verband Soltau

1933

Vorbemerkung zum Jahr 1933

Das Jahr 1933 fällt nicht mehr in die Zeit der Weimarer Republik, sondern ist das erste Jahr der Nazi-Diktatur. Da aber auf den jeweiligen Verbandsversammlungen immer ein Rückblick auf das verflossene Jahr - 1933 also auf das Jahr 1932 - gehalten wurde, ist hier im Museum das Verbandsjahr1933 noch der Zeit der Weimarer Republik zugerechnet worden. Dies auch weil die Kreisfeuerwehrtage 1933 mit ihren Verbandsversammlungen die letzten dieser Art für die nächsten zwölf bzw. siebzehn Jahre waren.

Am 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Soltau an den Kreis Fallingbostel angeschlossen. Der Verwaltungssitz war in Fallingbostel. Dieser Zusammenschluss blieb allerdings nur bis zum 1. Oktober 1933 bestehen und wurde wieder rückgängig gemacht, so dass es wieder die beiden Kreise gab.

Quelle Wikipedia Der Kreis Soltau 

Auf die beiden Kreisfeuerwehrverbände hatte die Zusammenlegung der Kreise in dieser kurzen Zeit kaum Auswirkungen, nur das es für beide Kreisverbandsvorsitzende bzw. Kreisbrandmeister jetzt den gleichen Landrat als Ansprechpartner gab, was aus dem Schriftverkehr zwischen dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau und dem Landrat ersichtlich wird. Die Kreisfeuerwehrtage 1933 wurden aber wie bisher in beiden Kreisen getrennt abgehalten.

Dagegen haben sich die politischen Veränderungen bereits nach wenigen Wochen bemerkbar gemacht, denn bereits am 19. März 1933 fand die erste "Führertagung" des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau statt, von der das Protokoll im Protokollbuch des Verbandes vorhanden ist.  Auch wenn das Führerprinzip in den Vereinen und Verbänden noch nicht durch Geswetz eingeführt war - das passierte erst Mitte 1933 - wurde der Begriff "Führertagung" hier erstmals verwendet. Das es noch nicht offiziell eingeführt war erkennt man auch daran, dass im Protokoll noch die Bezeichnungen Vorsitzender und Kreisbrandmeister verwendet werden und nicht Kreisfeuerwehrverbandsführer bzw. Kreisfeuerwehrführer. 

Informationen über das Führerprinzig im Nationalsozialismus findet man zum Beispiel:

bpd - Bundeszentrale für politische Bildung  oder in Bezug auf Vereine und Verbände etwas ausführlicher bei Wikipedia  

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Aus dem Protokoll der Führertagung vom 19. März 1933  geht hervor, dass die Gemeindevorsteher der Gemeinden Tewel, Schwalingen und Wolterdingen zur nächsten Tagung (Verbandsversammlung) besonders eingeladen werden sollen. Warum wird im Protokoll nicht erwähnt, wird aber aus dem späteren Protokoll der Verbandsversammlung vom 6. August 1933 ersichtlich. Dies sind die drei größeren Orte im Kreis Soltau, in denen es noch keine Freiwllige Feuerwehr gibt.

Wie im Protokoll der Führertagung weiter zu lesen ist, ergriff Vorsitzender Röders nach dem offiziellen Ende der Tagung noch einmal das Wort, um den "verehrten Kreisbrandmeister Heinrich Wiegels für sein Erscheinen zu danken". Wiegels betonte, daß es das letzte Mal sei, daß er sich an einem solchen Zusammenfinden beteilige. In wenigen Tagen endet Heinrich Wiegels Amtszeit als Kreisbrandmeister. Er übergab das Amt am 31. März 1933 an seinen Sohn Hans Wiegels, der vom Landrat als neuer Kreisbrandmeister vorgesehen war. Dazu später mehr.

Mit Schreiben vom 11. Juni 1933 bat die Freiwillige Feuerwehr Hützel den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau den Kreisfeuerwehrverbandstag am 6. August 1933 abhalten zu dürfen. 

Mit Schreiben vom gleichen Tage teilte sie sämtlichen Freiwilligen Feuerwehren des ehemaligen Kreises Soltau aber schon mit, dass der Kreisfeuerwehrverbandstag 1933 am 06. August in Hützel stattfindet. In diesem Schreiben wurde also vom "ehemaligen Kreis Soltau" gesprochen, da es diesen ja zu dieser Zeit nicht mehr gab. Vorsitzender Röders hatte - wie aus seiner auf dem Schreiben hinzugefügten Notiz ersichtlich ist - noch bei der Wehr nachgefragt:

Wo, in welchem Local kann Verstandssitzung : Delegiertentagung stattfinden?

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Daraufhin hatte Ernst Röders den Landrat Piesbergen aus Fallingbostel eingeladen, der ihm am 29. Juni 1933 antwortete. Das Einladungsschreiben ist nicht vorhanden. 

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Am 5. Juli 1933 verschickte er die Einladung an die Freiwilligen Feuerwehren zum Verbandstag mit der Tagesordnung. Dieses Einladungsschreiben ist in seiner Akte in zwei Versionen enthalten. Ferner ist die Einladung der Freiwilligen Feuerwehr Hützel zum Kreisfeuerwehtag darin vorhanden.

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
Der Manöverplan sah vor:

Als Brandstelle wird Haus No. 2 angenommen. Bei scharfem Westwind hat das Feuer bei Eintreffen der Wehr bereits das Strohdach ergriffen. Eine Rettung des Hauses ist nicht mehr möglich. Die zuerst in Tätigkeit tretende Handspritze schützt Hofstelle No. 1 (Wohnhaus mit umliegenden Gebäuden). Zur Bedienung derselben wird die Pflichtfeuerwehr mit herangezogen. Eine B-Leitung der Motorspritze hält das Flugfeuer nieder. Die zweite Leitung derselben schützt mit 4 Strahlrohen die Gebäude 3 und 4, sowie die Hofstelle 5. Der elektrische Strom in den Leitungen ist durch die Elektriker der Wehr sofort abgeschaltet. Eine Steigergruppe schützt das Strohdach der Hofstelle 5 gegen Flugfeuer durch Handpatschen bis zur Wassergabe durch die Motorspritze.

Laut Vermerk auf der Rückseite des Manöverplan hatte Ernst Röders diesen am 5.8.1933 mit dem Vermerk: Herrn Hans Wiegels, falls von Interesse. Röders  an diesen weitergeleitet. 

Am Kreisfeuerwehrtag machte er sich während des Manövers der Freiwilligen Feuerwehr Hützel seine Notizen dazu. 

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

In Röders Akte befindet sich diese ausgefüllte Abgeordneten-Vollmacht aus dem Jahr 1932 (von der FF Bispingen ausgefüllt), die - wie an den handschriftlichen Änderungen erkennbar - von Röders als Vorlage für die Vollmachtvordrucke 1933 verwendet hatte.

Die weiteren Notizen hatte sich der Vorsitzende - teilweise in Stenographie - vor bzw. während der Verbandsversammlung 1933 gemacht. Auf einem Zettel hat er sich notiert, welche Freiwillige Feuerwehr wie oft einen und welchen Verbandstag (Nummern 1 bis 18) ausgerichtet hat. Außerdem noch eine weitere Liste der Verbandstage 1 bis 18. mit dem jeweiligen Austragungsort.

Auf der immer vor der eigentlichen Verbandsversammlung stattfindenden Vorstandsitzung fanden die Wahlen des Vorsitzenden und seines Stellvertreters statt. Nachdem Ernst Röders Amtszeit von drei Jahren abgelauf war, verzichtete er auf eine erneute Kandidatur und bat darum, dass Amt auf jüngere Schultern zu legen. Dabei dachte er "in erster Linie" an den neuen Kreisbrandmeister Hans Wiegels, der am 1. April 1933 vom Landrat zum Kreisbrandmeister im Kreis Soltau ernannt worden war. Röders verwies darauf, dass es in allen anderen Kreisen so ist, dass das Amt des Kreisbrandmeisters und des Kreisfeuerwehr-Verbandsvorsitzenden in "einer Hand liegen". Es führt zu Mißverständnissen, da sich die Aufgaben und Befugnisse überkreuzen. Daher ist es nur richtig und praktisch beide Ämter in einer Person zu vereinigen.

Die Wahlen erfolgten auf Zuruf. Laut Protokoll wurde daraufhin - nach langem hin und her - Kreisbrandmeister Hans Wiegels als Vorsitzender vorgeschlagen und daraufhin einstimmig gewählt. Hans Wiegels nahm die Wahl an.

Hans Böttcher aus Munster wird sodann als Stellvetreter des Vorsitzenden einstimmig wiedergewählt. 

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Aus dem Protokoll der anschließenden Kreisfeuerwehr-Verbandstagung (Verbandsversammlung) vom 06. August 1933 in Hützel geht hervor, dass der noch Vorsitzende Ernst Röders bereits darauf hinweist, dass der Kreis Soltau in kurzer Zeit seine Selbstständigkeit wieder zurück erhält. (am 1.10.1933)

Ferner erwähnt er, dass von der "nationalen Regierung" bei den Feuerwehren keine Gleichschaltung gefordert worden ist, wobei er darauf verweist, wie einschneidend diese Maßnahmen sonst gewesen sind. Die Feuerwehrverbände sind laut Röders die einzigen Verbände, in die die Regierung nicht eingegriffen hat, wobei er davon ausgeht, dass das seinen "guten Grund" hat. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass sich Ernst Röders hier gewaltig irrt. Der Eingriff in die Feuerwehrverbände sollte bald kommen.

Vorsitzender Ernst Röders berichtet der Versammung ferner, dass dem Verband weiterhin 12 Wehren mit 694 Mitgliedern angehören. Er bedauert, dass es in Tewel, Schwalingen und Wolterdingen immer noch keine Freiwillige Feuerwehr gibt.

Er gibt bekannt, dass der langjährige Kreisbrandmeister Heinrich Wiegels ausgeschieden ist und dankt ihm für seine "Mühe und Arbeit und das große Interesse, an der Feuerwehrsache. Als Nachfolger wurde seitens des Kreises der Kamerad Hans Wiegels ernannt., der heute erstmals als Kreisbrandmeister anwesend ist. Gleichzeitig gibt er bekannt, dass Hans Wiegels auf der zuvor stattgefundenen Vorstandssitzung auch zum neuen Kreisverbandsvorsitzenden gewählt worden ist und hebt dabei nochmals hervor, dass beide Ämter in einer Hand gehören.

Nach diesem Protokoll enthält das seit der Gründung im Jahre 1910 bzw. seit der ersten Verbandstagung am 21. August 1910 geführte Protokollbuch des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau keine weiteren Protokolle mehr, so dass wir das Protokollbuch endgültig zuschlagen können.

Und das stand am Montag danach in den Soltau Nachrichten (damals noch eine eigentständige Zeitung) über den 18. und für viele Jahre letzten Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau. Ein Bericht aus der Böhzme-Zeitung war in Ernst Röders Akte nicht vorhanden.

© Böhme-Zeitung Soltau (Soltauer Nachrichten) / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Böhme-Zeitung Soltau (Soltauer Nachrichten) / Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

18. Kreisfeuerwehrverbandstag in Hützel

Der heitere, sonnige Augustsonntag begünstige gestern das Kreisfeuerwehrverbandsfest, das in dem idyllisch gelegenen Hützel abgehalten wurde. Der Ort hatte sich an den Hauptstraßen mit außerordentlich viel Mühe und gutem Geschick geschmückt. Wahre Prachtehrenpforten spannten sich über den Fahrdamm und grüßten die Feuerwehrleute mit sinnigen Sprüchen. Ueberall von den Giebeln der Häuser wehten die nationalen Fahnen. Eine festliche Stimmung lag über dem Dorf und bezeichnete die Anteilnahme aller Ortsbewohner an dem Feiertag der Feuerwehren. Ab 12 Uhr trafen die auswärtigen Gäste im Ort ein, begrüßt durch die Kapelle, auf Autobussen, zu Rad, mit der Bahn, wie die Soltauer Freiwillige Feuerwehr, auf einem Sommerwagen, getreu der Tradition, die Fabrik-Feuerwehr von Gebr. Röders. Gegen 1,30 Uhr wurde angetreten zu der 

Schulübung.

Unter der Führung von Vizehauptmann, Bahnhofsvorsteher Neben, exerzierte die Hützeler Feuerwehr. Schwenkungen, Wendungen, Umgruppierungen wurden gezeigt. Dann folgte ein Geräteexerzieren an der Motorspritze und an der Handspritze unter dem Kommando von Zugführer Rieder und Zugführer Behrens. Hauptmann Müller ließ sodann, nachdem der Parademarsch abgenommen war, nach dem Dorf abrücken, wo die Löschübung vor sich gehen sollte. Als Brandstelle wurde die Carstensche Mühle angenommen. Sehr bald rasselten die Motorspritze und die Handspritze heran. Es wurde in dem Mühlenteich angelegt. Die Motorspritze gab aus den beiden Rohren Wasser. Man verteilte eines derselben in fünf weitere Nebenleitungen und eine derselben nochmals in zwei weitere Nebenleitungen. Auf diese Weise war es möglich, an 7 Stellen zugleich Wasser zu geben. Nach Schluß des Manövers formierte sich der Festzug. Voran die Bispinger Turnerkapelle, hinter dieser die Soltauer Stadtkapelle, dann folgten die verschiedenen Vereine, einzelne mit eigenem Trommler- und Pfeiferzug oder Schalmeienkapelle.

In Schusters Gasthaus schloß sich an den Festzug, der mit einer Ansprache des Hauptmanns Müller und einem dreifachen Hoch auf das deutsche Vaterland endete, die 

Vorstandssitzung

an. Kreisverbandsvorsitzender Ernst Röders leitete die Versammlung. Er begrüßte die Erschienenen, insbesondere die Herren Gemeindevorsteher und die Vertreter der Presse. Zufolge der Anwesenheitsliste waren folgende Vereine, die auch am Festzug teilgenommen hatten, vertreten: Behringen, Bispingen, Harber, Heber, Hützel, Munster *1), Neuenkirchen, Schneverdingen, Freiwillige Feuerwehr Soltau, Fabrikfeuerwehr, Steinbeck und Wietzendorf. Am Umzug nahm außerdem die Freiwillige Feuerwehr Soderstorf teil. 

Schriftführer Meyerhoff verlas das Protokoll der letzten Vorstandssitzung und der letzten Führerbesprechung. Der Vorsitzende bedauerte, daß die Beteiligung der auswärtigen Kameraden am Fest so gering sei. Es wurde für § 2 und 4 *2) der Kreisfeuerwehrverbandsordnung eine Satzungsergänzung vorgenommen. 

In der darauf sich ergebenden Kritik der Manöver und Schulübungen wurde vom Vorsitzenden wie auch von der Versammlung festgestellt, daß das Fußexerzieren sehr gut gewesen sei, namentlich auch die Kommandos sehr exakt gegeben und schwierige Bewegungen sehr sauber durchgeführt wären. Das Geräteexerzieren sei sehr gut gewesen. Bei dem Feuerlöschmanöver habe die Handdruckspritze schnell und präzise gearbeitet. Das Schlauchmaterial sei, soweit es ausgelegt wäre, gut gewesen. Das Manöver als solches wäre richtig angelegt gewesen. Man habe weitere Entfernungen vorgesehen. (Die Löschübung zog sich bis zum Eggert´schen Hause an der Steinbecker Straße hin.) Ebenso seien die Angriffspunkte der einzelnen Rohrführer richtig angeordnet gewesen. Vor allem habe das Manöver die Leistungsfähigkeit der Motorspritze ins rechte Licht gerückt. Interessant und praktisch sei die Verwendung der Signalstäbe, anstatt akustischer Signale, die manchmal bei starkem Motorgeräusch überhört werden könnten. Die Wehr sei nach 5 Minuten zur Stelle gewesen, auch die Wasserabgabe habe gut geklappt. Mit dem Schlauchmaterial werde pfleglich umgegangen. Der Hützeler Wehr müsse die volle Anerkennung ausgesprochen werden. 

Satzungsgemäß war nunmehr die Wahl eines Kreisverbandsvorsitzenden vorzunehmen, da der Kamerad Ernst Röders bereits 3 Jahre amtiert. Dieser gab in kurzen Ausführungen seine Ansicht, daß es zweckmäßiger sei, für das Amt des Vorsitzenden eine jüngere Kraft zu nehmen und ebenso das Amt des Kreisbrandmeisters mit dem des Kreisverbandsvorsitzenden in einer Person zu vereinigen. Die Versammlung wählte hierauf einstimmig den Kreisbrandmeister Hans Wiegels als ersten Vorsitzenden. Als stellvertretender Vorsitzender wurde der Kamerad Böttcher – Munster wiedergewählt. 

Die Delegiertenversammlung ging unmittelbar nach der Vorstandssitzung vor sich. Der Vors. Ernst Röders, der den Vorsitz während der Versammlung weiterführte, begrüßte die Delegierten und Gäste und verlas einen Brief von Landrat Dr. Piesbergen, der für die Einladung zum Verbandsfest dankte und einen guten Verlauf wünschte. – Schriftführer Meyerhoff brachte das Protokoll der letzten Delegiertentagung zur Verlesung. – In dem Bericht des Vorsitzenden über das verflossene Verbandsjahr unterstrich dieser als wichtige Ereignisse die Rückverlegung des Kreissitzes nach Soltau und die Uebernahme der Führung des Reiches durch die nationale Regierung. Dann betonte er, daß die Gleichschaltung*3) bei den Feuerwehren nicht gefordert sei, weil diese Verbände an sich schon auf dem Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ stünden. 

Jeder Feuerwehrmann ist verpflichtet, nach dieser Parole zu arbeiten. Doch müsse die Betonung des Wortes „freiwillig“ bei den Wehren nicht außer Acht gelassen werden. Wenn mehr als Dienst von den Verbänden getan werde, so dürften sie dafür keine Bezahlung verlangen. 

Der Verband zählt heute 684 Mitglieder. Der Vorsitzende teilte sodann mit, daß Kreisbrandmeister Heinrich Wiegels ausgeschieden sei, wegen vorgerückten Alters. Ihm wurde der herzliche Dank für Mühewaltung und Arbeit ausgesprochen. Sein Nachfolger ist Kamerad Hans Wiegels, der ebenfalls Kreisverbandsvorsitzender geworden ist. Dieser dankte dem ehemaligen Verbandsvorsitzenden Ernst Röders für die von ihm geleistete Arbeit. 

Die Feuerwehrfachschule in Celle besuchten Mitglieder folgender Wehren: Heber, Neuenkirchen, Schneverdingen, Wietzendorf und Harber. Den Wehren wurde empfohlen, die Vergünstigungen, die bei dem Besuch der Feuerwehrschule geboten werden, zu benutzen. Schriftführer Meyerhoff gab den Rechnungsbericht. Die Kameraden Otto Meyer und Henry Koetke haben die Rechnungen geprüft. Dem Kassenführer wurde Entlastung erteilt. 

Von den einzelnen Wehren wurde hierauf über die im Laufe des Jahres bekämpften Brände berichtet. Es rückten aus: Soltau 1 mal, Bispingen 1 mal, Heber 1 mal, Munster 1 mal, Neuenkirchen 1 mal. Schneverdingen 3 mal, die übrigen Wehren keinmal. Die Zahl der Brände befindet sich in einer erfreulichen Abnahme. –

Kam. Neef wies darauf hin, daß zur Brandermittlung unbedingt alles stehen gelassen werden müsse, was nicht durch das Feuer zerstört sei. Unnötiges Abreißen erschwere die Untersuchung. Sanitätsunterrichtskurse wurde abgehalten in Behringen, Bispingen und Steinbeck unter der Leitung von Dr. Thielecke, in Wietzendorf unter Dr. Tatter. 

Es wurde darauf verwiesen, daß schwarz-weiß-rote und schwarz-weiße Kokarden zu tragen sind.

Den Wasserstellen ist große Sorgfalt zuzuwenden. Der Vorsitzende gab noch einmal sein Urteil über die Manöver der Hützeler Wehr und gratulierte ihr zu ihrem guten Erfolg. - Die Versammlung beschloß, den nächsten Verbandstag nach Wietzendorf zu verlegen. Die Kameraden aus diesem Ort wurden gebeten, dafür zu sorgen, daß die dortige Wehr das Fest übernimmt. *4)

Auf die Grußvorschrift, wie sie in Heft 12 der Verbandszeitschrift in einem Artikel behandelt ist, wurde aufmerksam gemacht. Es wurde angeregt, die Tagegelder zu senken und den Kreisverbandstag in die Monate Mai und Juni zu legen. - Zum Schluß sprach der Vorsitzende der Gemeinde Hützel den Dank für die Gastfreundschaft aus und für den reichen Schmuck der Straßen. Auf das deutsche Vaterland, den Reichspräsidenten und den Reichskanzler wurde ein dreifaches Siegheil ausgebracht. *5) 

In Ehlbecks Gasthaus wurde lebhaft getanzt, die Jugend aus der näheren Umgebung war zahlreich erschienen. Namentlich von Bispingen her herrschte eine regelrechte Massenwanderung nach Hützel. Für den Feuerwehrball mag die Parole gegolten haben, die man an einer Ehrenpforte im Ort las: „Haltet in Treue fest zusammen, - Löschet alle Feuerflammen, - Doch die Glut der Liebe nicht!“ - 

Auch auf dem Schießstand herrschte während des Nachmittags reger Betrieb. Ergebnisse des Preisschießens: (Mit einer Namensliste endet der Bericht)

Anmerkungen zum Bericht in den Soltauer Nachrichten vom 7. August 1933:

*1) In der Auflistung in dem Zeitungsbericht fehlt Munster. Laut Protokoll war Munster aber ebenfalls vertreten, daher wurde der Ort von uns hinzugefügt.

*2) Im Protokoll der Sitzung steht, dass die § 2 und 3 (nicht 4) angepasst werden müssen, was demnach richtig sein dürfte. Aufgrund gesetzlicher Änderungen mussten die Abhaltung von Führertagungen und die Erläuterung, dass die Vorstände der Freiwilligen Feuerwehren deren Kommandos sind, in die Satzung eingefügt werden.

*3) De facto war auch die „Gleichschaltung“ der Feuerwehren schon Mitte 1933 abgeschlossen. Durch das Gesetz vom Dezember 1933 wurde dies nur noch formell vollzogen.

*4) Wie aus dem Protokoll hervorgeht, hatten die Delegierten aus Wietzendorf den Vorschlag abgelehnt, den nächsten Verbandstag in Wietzendorf auszurichten.

*5) Während im Zeitungsbericht steht, dass ein "dreifaches Siegheil" ausgebracht wurde, steht im von Peter Meyerhoff festgehaltenen und wohl von Ernst Röders in Reinschrift geschriebnen und unterschriebenen Protokoll der Versammlung:  

"Mit dem Wunsch "Auf Wiedersehen in Wietzendorf" und mit einem "gut Wehr" auf das deutsche Vaterland, den Reichspräsidenten (...) und den jungen Reichskanzler (...) wurde sodann die Tagung vom Vorsitzenden geschlossen."

 Gut Wehr!

Das Protokoll der letzten Kreisfeuerwehr-Verbandsversammlung wurde nur vom Vorsitzenden Ernst Röders unterschrieben. Es fehlt die Unterschrift des Schriftführers Peter Meyerhoff. Das hat einen traurigen Hintergrund. Denn nur 10 Tage nach dem Kreisfeuerwehrverbandstag - am 16. August 1933 - starb Peter Meyerhoff plötzlich und unerwartet.

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Dadurch bedingt wurde der Wechsel im Vorsitz des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau nicht gleich nach der Verbandsversammlung an den Feuerwehrverband für die Provinz Hannover weitergeleitet, was Ernst Röders am 27. September 1933 nachholte.

© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.
© Kreisfeuerwehrverband Heidekreis e. V.

Noch am gleichen Tag leitete Ernst Röders die Karte, die er vom Feuerwehrverband für die Provinz Hannover erhalten hatte, an Hans Wiegels weiter. 

Aus dem letzten Absatz seines Schreibens an Hans Wiegels geht hervor, dass er diese und die anderen Akten des Kreisfeuerwehrverbandes noch sortieren muss, bevor er ihm diese dann übergibt.

Da dieses Schriftstück das letzte Dokument in dieser Akte ist, ist davon auszugehen, dass Hans Wiegels die Akte nicht mehr fortgeführt hat. Wahrscheinlich hat er eine oder mehrere neue Akten angelegt. Eine Akte über den Kreisfeuerwehrverband Soltau für die nächsten Jahre ist - wenn es sie überhaupt gegeben hat - nicht mehr vorhanden. Die Zeiten änderten sich jetzt auch für die Freiwilligen Feuerwehren und die Feuerwehrverbände.

Auch sie waren nicht mehr frei.

Auf die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren und der Feuerwehrverbände in der Zeit zwischen Ende 1933 und 1945 gehen wir im Saal 3 ausführlich ein.

Die Eröffnung des Saales 3 ist im ersten Quartal 2023 vorgesehen. 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.